Spurenstoffe in Gewässern: ein Stakeholder-Dialog

Spurenstoffe kommen in sehr geringen Konzentrationen in unseren Gewässern vor, können aber bereits in sehr niedrigen Konzentrationen nachteilige Wirkungen auf die Gewässer haben und / oder die Gewinnung von Trinkwasser negativ beeinflussen. Spurenstoffe stammen aus unterschiedlichen Bereichen und Produkten wie Human- und Tierarzneimittel, Biozide, Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien oder Körperpflege- und Waschmittel. In der aquatischen Umwelt führen sie zu sogenannten Mikroverunreinigungen und werden dementsprechend in diesem Medium vorkommend z.T. auch als Mikroschadstoffe bezeichnet.

Das Bundesministerium für Umwelt, Natur und nukleare Sicherheit (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) haben einen Prozess initiiert, der die maßgeblichen Akteure zur Vereinbarung von Maßnahmen zur Verminderung der Einträge von Spurenstoffen in Gewässern in Deutschland zusammenbringt. Um diesen Dialog der Vertreter zum Teil sehr unterschiedlicher Interessen ergebnisoffen zu gestalten und zum Erfolg zu führen, haben sich BMU und UBA professionelle Unterstützung hinzugeholt: Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) unterstützt die fachliche Seite, IKU_DIE DIALOGGESTALTER übernehmen den kommunikativen Bereich.

Schon die Interessenanalyse mit rund zwei Dutzend Stakeholdern – von Naturschutzorganisationen über die Wasserwirtschaft bis hin zur Pharma- und Chemieindustrie – hat zweierlei deutlich gemacht:

1. Es gibt erheblichen Diskussionsbedarf.

2. Die Bereitschaft, sich sachlich-konstruktiv in die Debatte einzubringen und aktiv an der Strategie zur Minimierung der Gewässerbelastung durch Spurenstoffe mitzuwirken, ist groß.

Der offizielle Startschuss zum Projekt erfolgte am 7. November 2016 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung in Berlin. Drei Workshops beschäftigen sich im ersten Quartal 2017 mit Minderungsstrategien an den Quellen bzw. in der Anwendung sowie mit Möglichkeiten nachgeschalteter Maßnahmen. Bei einem vierten Termin wurden die Ergebnisse zusammengeführt und schließlich in einem „Policy Paper“ gebündelt, das die Teilnehmer des Stakeholder-Dialogs Ende Juni 2017 persönlich an Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth überreichten.

Der Prozess ist damit nicht beendet. Fraunhofer ISI und IKU_Die Dialoggestalter gestalten und moderieren zurzeit die Phase 2 des Stakeholder-Dialoges. Dabei erarbeiten die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen konkrete Vorschläge zu Maßnahmen; über die Zwischenstände wird bei Arbeitstreffen des Forums im Kreis aller Teilnehmenden berichtet und diskutiert:

• AG 1: Vorgehensweise zur Festlegung relevanter Spurenstoffe

• AG 2: Quellenorientierte Empfehlungen – Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Herstellerverantwortung

• AG 3: Anwendungsbezogene Empfehlungen – Kommunikation, Bildung und umweltadäquate Umsetzung

• AG 4: Empfehlungen zu nachgeschalteten Maßnahmen – Orientierungsrahmen zur Abwasserbehandlung

Auch für diese vertiefende zweite Phase gibt es einen klaren Zeitplan: Bis zum Frühjahr 2019 werden die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse liefern. Auf deren Basis wird der Stakeholder-Dialog seine Maßnahmen-Empfehlungen aussprechen.

Ansprechpartner: Marcus Bloser und Jürgen Anton.

Juli 2018

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