Runder Tisch “Wisente am Rothaarsteig”
Die Wiederansiedlung nahezu ausgestorbener Tierarten spielt eine bedeutende Rolle im Artenschutz. Allerdings sind solche Projekte oft von erheblichen Konflikten in den betroffenen Regionen begleitet. Vor einem Jahrzehnt wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein Wisente, die einst in dieser Gegend heimisch waren, freigelassen. Ein einzigartiges Vorhaben in Westeuropa! Die imposanten, zotteligen Tiere durchstreifen seither die Wälder entlang des Rothaarsteigs. Glückliche Wanderer können sie in der Nähe von Bad Berleburg beobachten. Doch nicht alle Beteiligten teilen die Begeisterung für diese Tiere.
Die kleine Herde ist mittlerweile auf stattliche 40 Tiere angewachsen und hat Nahrungssuche nicht nur auf den Kreis Siegen-Wittgenstein beschränkt. Insbesondere die Waldbauern in den benachbarten Kreisen Hochsauerland und Olpe klagen über Schälschäden an ihren Bäumen. In vergangenen Gerichtsverfahren wurde ihnen Recht gegeben – die Tiere müssen von ihren Grundstücken ferngehalten werden.
Nachdem der Trägerverein die Wisente im Jahr 2022 als herrenlos erklärt hatte, war es an der Zeit, das Projekt auf neue Grundlagen zu stellen. Dies führte zur Einberufung eines runden Tisches nach dem Beschluss des Kreistags. Die Moderation dieses wichtigen Dialogforums wurde von den ehemaligen Umweltministern Heinen-Esser und Remmel übernommen. IKU unterstützte die Arbeit des Runden Tisches, begleitete Facharbeitsgruppen und entwickelte mit den Moderatoren die Schlussempfehlungen an den Kreistag.
Nach zehn Sitzungen des Runden Tisches kann sich das Ergebnis sehen lassen: Es wurden Empfehlungen erarbeitet und ein Eckpunktepapier für das Herdenmanagement erstellt. Die Empfehlungen kurz zusammengefasst: Verkleinerung der Herdengröße auf 20-25 Tiere ohne letale Entnahmen; eine neue Trägerstruktur mit starken Partnern in Form einer Stiftung; Basisfinanzierung durch die öffentliche Hand und aktives Herdenmanagement, um die Tiere von den Flächen der Grundstückseigentümer fernzuhalten. Der Kreistag Siegen-Wittgenstein stellte sich hinter die Beschlüsse.
Diese Ergebnisse fanden auch überregionale Beachtung und wurden entsprechend berichtet.
Ansprechpartner: Martin Enderle und Tjerk Weber
September 2023